Im größeren Kontext: Das Gesundheitssystem ist an die Wand gefahren worden.
Anstatt, zum Beispiel Amazon endlich zu Steuerzahlungen zu bewegen oder allen Einwohnern Deutschlands egal welchen Beruf sie ausüben 10% ihres Lohnes als Solidaritätszuschlag abgeben zu lassen, um schnellst möglich zu bewegen, was nötig ist: Tests herstellen, Schutzutensilien herstellen, Personal aufstocken, Kapazitäten schaffen etc. wird eine Ungleichheit propagiert, dass es mich schüttelt. Nein – doch nicht jeder! Doch nur die unwichtigen.
Im kleineren Kontext: „Vorm Gesetz sind alle Menschen gleich. Jedes Leben gilt es zu schützen.“ So gilt es in meiner Welt.
Nicht in der Realität heute: Um die Kapazität nicht zu überlasten, sollen alle zu Hause bleiben. Alle? Nein, nur die, die unwichtig sind. Jetzt ist es ernst, jetzt lass das mal die Großen machen. Von Solidarität wird gesprochen. Ängste werden gewichtet, in die ernst zu nehmenden und in die, der Jammernden. Sich selbst klein zu machen wird mit Verachtung gestraft. Dabei bin auch ich der Meinung, wenn jemand klagt und jammert und das über lange Zeit, dann sollte diese Person etwas an den Umständen, die sie beklagt verändern – soweit es ihr möglich ist, sich sonst Hilfe holen. Wird in diese Richtung nichts unternommen, dauert das Jammern an, stimmt wohl etwas mit dem Jammern nicht. Dann ist es wohl gerade recht, dass alles so ist, wie es ist. Und die Umstände, die zum Jammern führen, sind sehr willkommen, da zur Zeit weder Kraft, Kreativität, Ressourcen … what ever zur Verfügung stehen etwas zu ändern und es besser ist, zu leiden. (z. B. Krankheitszugewinn)
Die Gastronomie mit ihren wunderbaren „neuen Konzepten“ für die neue Normalität fährt hier in NRW nur 10% ihres üblichen Umsatzes ein, und das bei mehr Anstrengung und weniger Genuss für die Kunden (DSGVO unkonforme DinA4 Listen, Mundschutz, seltsamste Regularien, wer wo mit wem wie lange was….)
Also ….. Neugierig sein: ja bitte. Neues zulassen: ja bitte. Nicht gleich aufgeben: gerne.
Was geht und was nicht geht
Lernen findet nicht in der Komfortzone statt, da stimme ich zu. Viele befinden sich zur Zeit jedoch in der Panikzone und da geht leider auch nix mit dem Lernen. Jeder sucht und manche finden für sich Lösungen. Darüber wüßte auch ich sehr gerne mehr. Was hilft? Was sind bereits gute Ideen? Es gibt schon so unheimlich viele. Ich sehe aus meiner Filterblase heraus da nicht nur vereinzelte Ausnahmen.
Für den Bereich Improvisationstheater sind die Organisatoren vom Improfest online alle sehr umtriebig. Professionelle Online-Angebote in Hamburg, Mannheim, Stuttgart und Hoppstädten. In Berlin. In Brüssel. In Köln. Filme werden gedreht, Konzepte erdacht. Kontakt zum Publikum gehalten. Täglich Märchen gelesen, Puppentheater konzipiert, tägliche Onlineshows angeboten, Diskussionen über Wertigkeit und Bepreisung werden geführt. Autokinomäßiges Autotheater, Nonstop-Theater im Schichtbetrieb, immer nur für 2 Personen á 15 Minuten exklusiv buchbar ist auch eine Idee. Es wird gestreamt, gebeamt, Wissen und Bildschirme geteilt.
Nur davon dann die Einnahmen unter den Bedingungen so generieren, wie es notwendig und wirtschaftlich wäre? Manche haben auch noch Kinder, ja klar, die Schulen sind ja wieder geöffnet! Einmal die Woche für 2 Stunden. Den Rest wird wieder selbst betreut, geht ja auch zum Glück, wir sind ja arbeitslos.
Was tun die Kreativen sonst so?
Die Kollegen, im Kunstbereich, die ich kenne arbeiten jetzt mehr als zuvor, für weniger Geld. Sie suchen Lösungen, schreiben Konzepte, vernetzen sich. Aber: Guck aus dem Fenster, wenn Du keinen Kopp hast … oder in dem Fall kein Fenster. Und was tun die Kreativen sonst so? Manches hilft, manches nicht lange. Manche gehen Joggen, andere meditieren, essen kann beruhigen, Alkohol auch, manche schreiben, manche drehen richtig auf, manche sind total im Außen, manche produzieren, manche provozieren, andere kümmern sich um Homeschooling und wieder andere ziehen sich auf ihr Ferienhäuschen im Wald zurück. Mir haben meine Blind Date Interviews (Produkte der Absurdität) geholfen, Spaziergänge und der Wirkstoff Rosenwurzwurzelstock-Trockenextrakt.
Leider bin ich noch immer unruhig und innerlich oft rastlos. Dazu später.
An manchen Tagen leugne ich, dass es Corona gibt, an anderen gehe ich in den Widerstand und mache vermeintlich verbotenes. Oft akzeptiere ich, oft bin ich deprimiert. Dann wieder hoffnungs-und planungsvoll. Einige Veranstaltungen vom Festival versuche ich zu retten, aus manchem ergibt sich wunderbares. Es gibt viel Austausch, viel gegenseitige Unterstützung. Alles in allem eine hohe Taktung. Erstrebenswert auch für mich: Positives. Die Sehnsucht nach guten Nachrichten. Der Wunsch glücklich zu sein, das Richtige zu tun und das Falsche zu lassen. Ich verstehe viele Sichtweisen, fühle mich vielen Menschen verbunden. Und dann falle ich wieder in ein Tief. Ich habe größten Respekt vor allen Entscheidungsträgern. Ich habe Respekt vor jedem, der offen zu seinen Irrtümern steht.
Um in die Phase „Lösung“ zu kommen, helfen mir die Fragen:
Was ist das Gute, das Positive an dieser Situation?
Was ist durch die Corona-Sturm-Situation in meinem persönlichen Leben besser geworden? Denn das ist es: mein Leben.
Wann machen Künstler schon Inventur? Für diese Gelegenheit bin ich dankbar. Ich habe für die letzten 3 Jahre meine Steuerunterlagen geordnet und abgegeben. Dankbar bin ich auch, dass ich mir selbst mehr bewusst werde.
Ich bin dankbar für die Erlaubnis von außen, denn mein Berufsverbot – so bezeichne ich es für mich – zur Zeit erlaubt es mir, mich dem hinzugeben, was schon länger dran ist:
Hiermit gebe ich zu, dass ich zur Zeit unendlich müde bin. Erschöpft, verzweifelt, schwach und bedürftig. Indem ich das zugebe, fühle ich mich schon wieder ein bisschen fitter.
Aufräumen ist möglich: innen, außen, reparieren, ausbessern, wegwerfen, Staub wischen, durchatmen, fühlen, wahrnehmen: wo blutet was? Wo ist ein Leck? Priorisieren. Was triggert mich? Weshalb?
Die eigene Klarheit anstreben, auf Fragen rumkauen:
- Was ist wichtig?
- Was nicht?
- Was tut mir gut?
- Was schadet eher?
- Was motiviert mich?
- Für was schlägt mein Herz?
- Was sind meine nächsten Handlungsschritte?
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